E wie Emotionen

In der Regel kommen Menschen mit einem beruflichen Anliegen zu mir – oder sagen wir mal: vordergründig ist es ein berufliches Anliegen.

Doch was auch immer das Thema ist:

  • ob es um einen Konflikt mit einer Kollegin oder einem Kollegen geht,
  • ob darum, eine neue Arbeitsstelle zu finden
  • oder darum, weniger unter Zeitdruck stehen zu wollen

unsere Persönlichkeit spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung des Problems und ebenso auch bei der Lösungsfindung.

Das Berufliche und das Private versuchen viele voneinander getrennt zu halten, aber im Coaching zeigt sich, dass dies unmöglich ist.

Weil wir ein Mensch sind und nicht einer, der beruflich denkt und handelt und ein zweiter, der privat denkt und handelt. Unsere Annahmen, Bewertungen, unsere Gefühle können wir nur zum Teil differenziert betrachten oder aufteilen in beruflich/privat.

Wir sind eine Persönlichkeit, das ist der ausschlaggebende Faktor.

Sicher, im beruflichen Kontakt nehmen wir uns mehr zusammen, zeigen i.d.R. nicht unsere gesamte Gefühlsbreite. Aber sobald wir auf Schwierigkeiten stoßen, spüren wir, dass sie alle versammelt sind: Wut und Ärger, Verletztheit und Enttäuschung, Hilflosigkeit, Neid, Missgunst und die ganze „Vogelschar“.

Möglicherweise fällt es uns leichter, mit diesen schwierigen Emotionen im Privatleben klar zu kommen. Wir treffen auf verständnisvolle Menschen, die uns schon länger kennen, auf Freund*inn*en und Familienmitglieder, die uns lieben und bereit sind wieder zu verzeihen. Das macht Konflikte im Privaten manches Mal einfacher bzw. leichter, die Emotionen zu klären.

Im Beruflichen haben wir – ganz besonders als Frauen – jedoch gelernt, Gefühle nicht zu zeigen. Weil wir damit als „schwach, nicht konfliktfähig, unberechenbar“ bewertet werden und eben genau so nicht wahrgenommen werden wollen.

Also halten wir uns zurück und sitzen auf den Gefühlen drauf.

Bis es nicht mehr geht, ein Konflikt trotz gegenseitiger Bemühungen eskaliert ist oder der Stresspegel so weit ausgeschlagen ist, dass eine Erkrankung droht.

Im Coaching unterscheide ich nicht zwischen beruflich und privat, sondern sehe die gesamte Persönlichkeit, die mir gegenüber sitzt. Die Nöte hat oder ein Problem, das gelöst werden will.

Und schlage zur besseren Differenzierung folgenden Weg vor:

  1. Lassen Sie uns die Fakten von den Emotionen trennen. Was ist tatsächlich geschehen?
  2. Was haben Sie dabei gefühlt? Wie fühlen Sie sich jetzt?
  3. Wie gehen Sie üblicherweise mit „überflutenden“ Gefühlen um?
  4. Wann ist Ihnen ein konstruktiver Umgang mit Emotionen bereits gelungen? Wäre es möglich, diese Lösung auch auf das jetzige Problem anzuwenden?

 

Zudem biete ich das Bild an, dass Emotionen wie starke Energiekörper sind, die uns zeitweilig anfallen und besetzen können und dann auch wieder von uns weichen. Bei einem Konflikt hat jede*r diese Erfahrung bereits gemacht: wie aus dem Nichts ergreift uns Wut oder Ärger; eben war alles noch im Lot, dann sind wir mit einem Mal außer uns.

Stellen Sie sich vor, Wut oder Ärger wäre ein Energiemonster, das sich Ihrer zeitweilig bemächtigt.

Je mehr, Sie es mit Gedanken anheizen, desto wohler fühlt es sich bei ihnen. Je mehr Sie denken: „Ich bin so wütend!“, desto wütender werden Sie. Das Monster und Sie befinden sich in wüster Umarmung… wie befreien Sie sich wieder? In dem Sie die Identifikation mit der Emotion / die Umarmung mit dem Monster auflösen…

Denken Sie: „Da ist Wut“ statt „Ich bin wütend“ – so schaffen Sie Distanz zwischen sich selbst und ihren Gefühlen.

Denken Sie es länger, etliche Mal hintereinander, löst sich die Emotion von Ihnen ab und es kehrt innerlich Ruhe ein. Nun sind Sie fähig, wieder klar zu denken und damit auch Lösungen zu finden.

Sie glauben mir nicht, dass dieser einfache „Gedankentrick“ funktioniert? Probieren Sie es einfach mal aus…


Die Autorin