H wie Hochleistungssportler*innen

Nachdem ich mich in den letzten Wochen durch etliche Fachartikel gelesen habe, möchte ich heute einmal meinen „Hut“ vor Führungskräften ziehen. Wie bitte? Ja, das ist diese Spezies Mensch, die von einigen Angestellten für „unerträgliche Egomanen“ gehalten oder schlichtweg als „inkompetent“ eingestuft werden. Diejenigen, die mir gegenüber diese Bewertungen fallen lassen, mussten sich tatsächlich mit schwierigen Zeitgenossen herumplagen. Dann ist es – nach einiger Zeit der Klärung – sicherlich die beste Entscheidung, den Job zu kündigen und sich neu zu orientieren.

Menschen kommen zu Unternehmen, aber sie verlassen Vorgesetzte“ (Reinhard K. Sprenger). Das ist wohlbekannt und die Unternehmen, die dies noch nicht verstanden haben, verlieren ihre besten Leute.

 

Doch vor dem Gros der Führungskräfte, mit denen ich spreche oder von denen ich höre, ziehe ich meinen Hut.

Je höher die Position, desto komplexer wird die Aufgabe. Es gilt nicht nur Menschen zu führen, sondern auch die Unternehmensstrategie so umzusetzen, dass sie zum Erhalt / Wachstum der Firma und zum Wohl der Beschäftigten führt.

Was sich hier so einfach in einem Satz beschreiben lässt, erfordert umfassendes Geschick, Wissen, Erfahrung und die Fähigkeit, sich selbst, das eigene Handeln und die inneren Beweggründe (neudeutsch: mindset) permanent zu reflektieren.

Zitat manager magazin, Februar 2018, Seite 71: „Als Gestalter und Helfer im Veränderungsprozess geben sie zum einen Freiraum und binden ihre Mitarbeiter zum anderen aktiv ein: Sie sind Sparringspartner, die die Stärken der Mitarbeiter kennen und Kreativität und Engagement aus ihnen herauskitzeln. Sie stehen ihnen als Coachs beratend zur Seite, fragen nach, statt eigene Lösungen vorzugeben, und fordern nicht Perfektion, sondern ermutigen zu kontinuierlicher Verbesserung. Kurz: Sie schaffen ein gutes Arbeitsklima, in dem sich jeder entfalten kann.“

 

Das ist die Latte, die heute an Führungskräfte angelegt wird. Diese Latte ist hoch.

  • Sie setzt Menschen voraus, die bereit sind, sich allumfassend ihrer Aufgabe zu stellen. Frauen und Männer, die bereit sind, an sich selbst zu arbeiten, um anderen ein Vorbild zu sein, ein „role model“, das den Weg weist.
  • Fehler oder Unzulänglichkeiten werden ihn von Mitarbeiterseite schnell angekreidet.
  • Wer heute Führungskraft ist, muss sich dem Dogma des Perfektionismus stellen, ohne perfektionistisch zu sein.
  • Denn dann würde die Angstfreiheit fehlen, die er und sie braucht, um Entscheidungen in kürzester Zeit treffen zu können. Zudem behindert Perfektionismus die unabdingbare Fähigkeit zur Selbstreflexion.

Führungskräfte sind vergleichbar mit Hochleistungssportlern.

Ohne tägliches Training können sie nicht die Erfolge einfahren, die von ihnen (selbst, von ihren Kolleg*innen und der Geschäftsleitung) erwartet werden.

Ihr Training liegt in den Disziplinen Kommunikation, Konfliktfähigkeit, Diplomatie, Selbstorganisation, Weitsicht.

Um nur die wichtigsten zu nennen.

Chapeau!